Die Uranusmonde sind überwiegend nach Figuren aus Shakespeares Werken benannt.

Es gibt viele Möglichkeiten, astronomische Objekte zu benennen. Häufig wird bei Himmelskörpern aus dem Sonnensystem auf Wesen aus der Mythologie zurückgegriffen – meist aus der mediterranen Kultur, aber zunehmend auch aus anderen Teilen der Welt. Während etwa die Neptunmonde nach Meeresgestalten aus dem griechischen Sagenschatz benannt sind, finden sich unter den Saturnmonden auch nordische Riesen (retrograde Monde), gallische Riesen (Orbitneigung bei ca. 36 Grad) und Riesen aus der Inuit-Kultur (Orbitneigung ca. 48 Grad).

Die Uranusmonde stellen da eine interessante Ausnahme dar: Von den 27 benannten Satelliten wurden 24 nach Figuren aus Shakespeares Werken getauft, die restlichen drei nach Charakteren aus dem Heldengedicht „The Rape of the Lock“ (Der Lockenraub) von Alexander Pope. Wilhelm Herschel hatte Uranus 1781 entdeckt. 1787 sah er dann erstmals zwei Monde, die zunächst unbenannt blieben. Als William Lassell 1851 zwei weitere Monde erspähen konnte, bat er Wilhelms Sohn John Herschel, geeignete Namen für die neu gefundenen Himmelskörper zu finden. Dieser entschied sich für Naturgeister: Das Elfenkönigspaar Oberon und Titania aus Shakespeares Sommernachtstraum steht neben Ariel und Umbriel, zwei Geistern aus Popes Lockenraub.

Erst 1948 entdeckte Gerard Kuiper, Namenspate für den äußeren Asteroidengürtel, den fünften Mond, und benannte ihn der Tradition folgend nach der menschlichen Heldin Miranda aus Shakespeares Sturm. Eine Reihe von Monden entdeckte die Sonde Voyager 2 im Winter 1985/86, alle weiteren Himmelskörper wurden mit den Teleskopen auf Palomar, Mauna Kea und Cerro Tololo sowie über Hubble entdeckt.

Und so bietet Uranus eine Bühne für viele weitere Figuren: Der Sturm liefert mit Miranda, Caliban, Prospero, Trinculo, Francisco, Ferdinand, Stephano, Setebos und Sycorax die meisten Protagonisten. Drei Figuren stammen aus dem Sommernachtstraum – dazu gehört neben dem bereits genannten königlichen Ehepaar der Elfennarr Puck. Bianca aus Der Widerspenstigen Zähmung, Portia aus dem Kaufmann von Venedig, Margaret aus Viel Lärm um nichts und Rosalind aus Wie es euch gefällt setzen weitere komödiantische Akzente am Himmel. Für die Tragödien stehen Cordelia aus König Lear, Ophelia aus Hamlet, Desdemona aus Othello, Juliet aus Romeo und Julia sowie Cupid aus Timon von Athen. Weitere Charaktere sind Perdita aus dem Wintermärchen und Cressida aus Troilus und Cressida.

Am 23. Februar 2024 wurde die Entdeckung eines weiteren potentiellen Uranusmondes bekannt gegeben: Er trägt die vorläufige Bezeichnung S/2023 U1 und wurde von einem Team um S. S. Sheppard nach Beobachtungen in den Jahren 2021 und 2023 aufgespürt. Eine Benennung steht noch aus, aber höchstwahrscheinlich wird es wohl wieder auf eine Shakespeare-Figur hinauslaufen…

Nach der offiziellen Nomenklatur sollen Shakespeares Werke bei manchen Monden auch als Namensquelle für Oberflächenmerkmale wie Krater oder Gräben dienen. Auf Miranda und Oberon etwa sind dies die Schauplätze aus verschiedenen Dramen. Auf Puck oder Umbriel dürfen es hingegen auch Naturgeister sein, die bei Shakespeare nicht vorkommen und aus den unterschiedlichsten Mythologien der Welt entnommen sind.